Wenn „nicht genug“ wie ein Urteil klingt
Morgens, wenn das Licht noch grau ist, stehe ich manchmal vor dem Spiegel und sehe kein Gesicht, sondern eine Bilanz. Ein unsichtbarer Vorstand tagt hinter der Stirn: Zahlen, Soll, Ist, Defizit. Da ist die Kollegin, die mehr schafft. Der Freund, der leichter lacht. Die Mutter, die geduldiger ist. Ich höre das alte Protokoll: Du hättest mehr sein müssen. Schöner. Stillere. Lautere. Klügere. Irgendwas. Es ist ein Satz ohne Ende und doch hat er einen Namen: Ich bin nicht genug.